Mit dem folgenden Schreiben wurden die potentiellen Siedler über den geplanten Bau der neuen Siedlung unterrichtet:
Die Wohnungsnot in Deutschland ist auch von Seiten der Vereinigten Staaten von Amerika seit Jahren tatkräftig bekämpft worden. Gegenwärtig erstehen acht Bauvorhaben in einem Programm für Bergarbeiterwohnungen, die mit 100 Millionen DM ausschließlich aus Marshallplan-Gegenwertmitteln finanziert werden.
Die Bergarbeitersiedlung Dortmund-Derne ist das neunte und letzte Bauvorhaben dieses Programms.
Es wird auf Anregung von Mr. James W. Butler, Leiter der M.S.A. Mutual Secturiry Agency (Amt für gegenseitige Sicherheit), Wohnungsbauabteilung, als zukunftsweisende Mustersiedlung durchgeführt werden. Während dabei etwa 1000 Wohnungen, in Form von Eigenheimen, voll aus Marshallplangeldern finanziert werden, soll eine große Anzahl weiterer Wohnungen im Rahmen des deutschen Bergarbeiterwohnungsbauprogramms gebaut werden, sowie ein Ladenzentrum, Kirche, Schule, Kindergarten Ledigenheim, Kino, Cafe usw. Eine zukünftige Erweiterung der Siedlung ist auch vorgesehen worden, sodaß hier ein ganz neuer Stadtteil Dortmunds mit etwa 2000 Wohnungen entstehen wird. Die Stadt Dortmund hat für die jetzt in Angriff genommene Siedlung in großzügiger Weise das Gelände zur Verfügung gestellt und die Finanzierung der Aufschließungskosten übernommen.
Der Planung und dem Bau der Siedlung ist eine enge und konstruktive Zusammenarbeit zugrunde gelegt zwischen dem Bundesministerium für Wohnungsbau, dem Wiederaufbauministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, der MSA-Mission, dem Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk, der Stadt Dortmund, der Industriegewerkschaft Dortmund Bergbau, den beteiligten Zechen und dem Bauträger.
Zum Zwecke der Koordinierung sind auch zwei Ausschüsse gebildet worden. Ein Zentralausschuß, in dem je ein Mitglied der Bundesregierung, des Landes Nordrhein-Westfalen und der MSA-Mission vertreten sind zur Aufstellung allgemeiner Richtlinien und zur Entscheidung grundsätzlicher Fragen. Ferner ein Ortsausschuß, der sich in beratenderweise an der Planung beteiligt und dem die Auswahl der Eigenheim-Bewerber obliegt. Acht Architekten und fünf Ingenieure sind in Form einer Arbeitsgemeinschaft mit der Planung beauftragt worden. Ihre Auswahl erfolgte aufgrund von Empfehlungen eines international zusammengesetzten Bewertungsausschusses. Federführender Architekt ist Dipl.-Ing. Poelzig, der zusammen mit Dipl.-Ing. Reitz die Leitung des Teams und auch die Bearbeitung des gesamten Lageplans übernommen hat. Die Typenpläne sind von den Architekten Loy, Bertram, Buchmann, Feistle, Neumeister und Seidensticker ausgearbeitet worden. Die Arbeiten für die Aufschließung und Installation haben die Ingenieure Preussner bzw. Mengeringshausen übernommen. Die Bauorganisation und die Bauführung obliegt dem Architekten Scharre bzw. dem Oberbauleiter Heilmann. Von amerikanischer Seite ist Mr. Bernard Wagner, A.I.A. beratender Architekt und ortlicher Vertreter der MSA-Mission.
Für das Bergarbeiterbauvorhaben in Dortmund-Derne hat die Westdeutsche Heimbau GmbH., Düsseldorf, Kavalleriestr. 12 die Trägersdiaft übernommen. Bis zur Einzahlung des von dem einzelnen Eigenheimbewerber aufzubringenden Eigenkapitals in Höhe von 10 % der Bausumme des jeweiligen Wohntyps bleibt der Bauträger Eigentümer des Grundstückes und übernimmt die treuhänderisdie Verwaltung des Eigenheimes. Der Träger wird zunächst mit jedem Eigenheim-Bewerber einen Kaufanwärter-Vertrag abschließen. Sobald der Kreis der Bewerber festliegt, werden Vertreter der Westdeutschen Heimbau GmbH in Teil-Versammlungen mit den Bewerbern in Verbindung treten, um noch ungeklärte Fragen zu beantworten und die abzuschließenden Verträge vorzubereiten. Durch die Pflege gemeinsamer Besprechungen soll der Boden für eine gute Gemeinschaft zwischen den Eigenheim-Bewerbern einerseits, dem Bauträger und den übrigen baudurchführenden Stellen andererseits, geschaffen werden. Ein guter Gemeinschaftsgeist ist die Voraussetzung für das Gelingen dieses großen Gemeinschaftswerkes.
Im sozialen Wohnungsbau ist heute meistens der Wohnungs-Anwärtsr oder Eigenheim-Bewerber dem Architekten sowie dem Bauträger unbekannt. Ein persönlicher Kontakt besteht nicht. Dieser Prospekt und die Ausstellung in Dortmund-Derne sollen dazu dienen, um einen solchen Kontakt herzustellen, also um auch die Meinung des Kunden zu hören. Wer einen Anzug kauft, probiert ihn vorher an. Die Ausstellung ist sozusagen die Anprobe. Der Eigenheim-Bewerber muß sich darüber klar werden, welcher Haustyp ihm am besten paßt, räumlich sowohl als auch finanziell. Da dies nicht alles an einem Tag geschehen kann, bleibt die Ausstellung etwa 3 Monate geöffnet. Es werden außerdem Führungen vonseiten der Architekten und des Bauträgers veranstaltet, damit über alle Fragen eingehend Auskunft erteilt werden kann.
Um die Voraussetzung für den Abschluß eines Kaufanwärter-Vertrages zu erfüllen, geben der Träger und die MSA-Mission gemeinsam einen Fragebogen heraus. Dieser Bogen ist dem Prospekt beigefügt. Die Bewerber werden gebeten, die gestellten Fragen, insbesondere hinsichtlich ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, gewissenhaft zu beantworten. Es ist auch von besonderer Wichtigkeit für alle beteiligten Stellen, zu erfahren, welche von den nachstehend veröffentlichten Typen bevorzugt werden, damit eine dementsprechende Verteilung auf dem Baugelände vorgenommen werden kann und damit diejenigen Typen, die am meisten gewünscht werden, auch am meisten gebaut werden.Es ist selbstverständlich, daß wegen der Begrenzung des zur Verfügung stehenden Geländes nicht ausschließlich freistehende Einfamilienhäuser gebaut werden können und daß diese Typen daher nur in beschränkter Anzahl Berücksichtigung finden werden. Aus diesem Grunde ist es auch weiterhin wichtig, daß auf dem Fragebogen nicht nur ein Typ erster Wahl, sondern auch ein Typ zweiter Wahl angegeben wird. Durch den Fragebogen und durch die Ausstellung wird dem Eigenheim-Bewerber Gelegenheit gegeben, an dem Bauvorhaben konstruktiv mitzuarbeiten.Diese konstruktive Mitarbeit ist die Voraussetzung für das Gelingen einer Mustersiedlung.
Die folgenden Seiten stammen aus der Originalbroschüre, mit der für den Kauf eines der Häuser geworben wurde.
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